Jeder Chef ist anders. Der eine lässt scheinbar alles laufen, der nächste möchte selbst die kleinsten Vorgänge noch persönlich regeln. Die Personalführung hat Auswirkungen auf das Betriebsklima, die Mitarbeiter und das Unternehmen als solches. Den eigenen Führungsstil zu finden, ist ebenfalls eine Herausforderung.
Die neun wichtigsten Führungsstile und ihre Vor- und Nachteile haben wir für Sie zusammengefasst.
Welche Führungsstile gibt es?
Es gibt eine Vielzahl an verschiedenen Führungsstilen, hinzu kommen unzählige Mischformen. Das sind die wichtigsten Grundformen:
1. Autokratischer oder autoritärer Führungsstil
2. Patriarchalischer Führungsstil
3. Charismatischer Führungsstil
4. Kooperativer oder demokratischer Führungsstil
5. Laissez-faire-Führungsstil
6. Partizipativer Führungsstil
7. Bürokratischer Führungsstil
8. Transaktionaler Führungsstil
9. Transformationaler Führungsstil
Führungsstile-Übersicht: Das sind die klassischen Führungsstile
Das typische Verhalten einer Führungsperson gegenüber Mitarbeitenden in niedrigeren Positionen definiert ihren Führungsstil. Die Unternehmenskultur, aber auch die Persönlichkeit der Führungsperson sowie die Branche, haben Einfluss auf die Mitarbeiterführung. Auf einer Baustelle herrscht zum Beispiel üblicherweise ein anderer Führungsstil als in einem Tech-Start-Up. Folgende Führungsstile sind besonders verbreitet:
1. Autokratischer Führungsstil oder autoritärer Führungsstil
Dieser Führungsstil ist von der alleinigen Entscheidungsgewalt und Weisungsbefugnis der Führungsperson in wichtigen Fragen geprägt. Die einzelnen Mitarbeiter haben kein Mitspracherecht. Kleinere und mittlere Familienunternehmen funktionieren häufig auf diese Weise. Auch in der traditionellen Landwirtschaft ist dieser Führungsstil erfahrungsgemäß noch verbreitet.
Vorteile sind die Reaktionsschnelligkeit in Krisensituationen, auch tragen Mitarbeitende keine Verantwortung für Fehlentscheidungen. Nachteile sind die Demotivation der Mitarbeitenden, deren Ideen keine Rolle spielen, sowie die mangelnde Wertschätzung von Mitarbeitenden, die sich mehr Verantwortung wünschen. Insgesamt gilt dieser Stil als veraltet.
2. Der patriarchalische Führungsstil
Dieser Führungsstil, der bei weiblichen Führungspersonen auch "matriarchalisch" genannt wird, ist dem autoritären Führungsstil sehr ähnlich. Die Führungsperson sieht sich in der Rolle als Vater- oder Mutterfigur, die die Verantwortung trägt.
Vorteile beim patriarchalischen Stil sind klare Anweisungen und Vorgaben. Nachteilig ist die Tendenz zum Mikromanagement und mangelnder Freiraum für leistungsstarke Mitarbeiter hinsichtlich Innovationen und neuer Ideen.
3. Der charismatische Führungsstil
Charismatische Führungskräfte haben die Gabe, allein durch ihre Ausstrahlung Menschen zu motivieren. Mitarbeitende bewundern sie. Oft sind charismatische Führungspersonen eloquent und selbstbewusst. Sie übertragen Mitarbeitenden Verantwortung und lassen sie selbstbestimmter arbeiten.
Ein großer Vorteil des charismatischen Führungsstils liegt in der Begeisterung, die Mitarbeitende ihren Chefs entgegenbringen. Diese pusht ihre Leistungsbereitschaft.
Nachteilig ist, dass natürliches Charisma selten vorkommt und nicht automatisch Führungskompetenzen oder Sachkompetenz bedeutet. Mitarbeiter auszubeuten oder zu überreden fällt charismatischen Führungspersonen überdies leicht, was ebenfalls ein Nachteil ist.
4. Demokratischer Führungsstil oder kooperativer Führungsstil
Teamarbeit, Eigenverantwortung und autarkes Arbeiten der Mitarbeitenden prägen diesen Führungsstil, der auch "kooperativ" genannt wird. Ideen und auch Kritik dürfen geäußert werden. Auch Personen aus untergeordneten Positionen dürfen Vorschläge machen. Führungspersonen sind idealtypisch für das Delegieren von Aufgaben und die Motivation zuständig.
Vorteile sind ein gutes Arbeitsklima, eine Entlastung der Vorgesetzten, eine erhöhtes Verantwortungsbewusstsein der Mitarbeiter und mehr Kreativität und Innovation.
Nachteile sind längere Entscheidungsfindungen durch Diskussionen, mehr Konkurrenzdenken und negative Gruppendynamik der Mitarbeitenden sowie ein höheres Risiko des Kontrollverlusts, wenn die Führungsperson sich nicht durchsetzen kann.
5. Der Laissez-Faire-Führungsstil
Große Entscheidungsspielräume der Mitarbeitenden kennzeichnen dieses Führungsmodell. Die Aufgabenverteilung liegt bei den Mitarbeitenden selbst, Entscheidungen werden im Team getroffen, ohne Zustimmung einer Person in Führungsposition.
Vorteile sind die hohe Motivation und Leistungsbereitschaft der Mitarbeitenden sowie die entstehende Kreativität und Innovationskraft.
Nachteilig ist, dass Freiheiten von Mitarbeitenden zum Teil ausgenutzt werden. Auch das Risiko des Kontrollverlusts und schlechter Gruppendynamik steigt. Es finden potentiell mehr Konkurrenzkämpfe statt und allgemeines Chaos hinsichtlich der Kommunikation und Vorgehensweise kann leichter Platz greifen.
6. Partizipativer Führungsstil
Zur Entscheidungsfindung beim partizipativen Führungsstil steuern die Mitarbeiter Ihr geballtes Wissen und Können bei. Eine Führungsperson ist in diesem Prozess häufig moderierend tätig. Die tatsächliche Entscheidung trifft und verantwortet die Führungsperson am Ende persönlich.
Das gleichberechtigte und willkommene Zusammentreffen verschiedenster Kompetenzen, wie beispielsweise Kreativität und Ideenreichtum mit Finanzen und Steuern, wie bei Startups, ist der große Vorteil dieses Führungsstils. Nachteilig kann sein, dass engagierte Mitglieder frustriert werden, wenn ihre Ideen nicht umgesetzt und "über ihren Kopf hinweg" entschieden wird.
7. Der bürokratische Führungsstil
Dieser Führungsstil bedeutet, dass durch Regeln und Vorgaben viele Arbeitsabläufe vordefiniert sind. Die Richtlinien bestimmen, woran sich Mitarbeiter und Führungskräfte halten müssen. Diese Art des Personalmanagements impliziert, dass Führungspersonen immer nur auf Zeit festgelegt werden.
Vorteile liegen in geregelten Abläufen, klaren Anweisungen und objektiver Entscheidungsfindung frei von Sympathien. Nachteilig ist, dass das System recht starr ist. Entscheidungen dauern lange, es gibt kaum Entscheidungsspielräume und Freiräume für Ideen seitens der Mitarbeiter.
Führungsstile nach Lewin
Noch heute gilt Kurt Lewin als bedeutender Psychologe auf dem Gebiet des Führungsverhaltens. Auf der Grundlage seiner Forschungen des letzten Jahrhunderts entstanden die idealtypischen Führungsstile "autokratisch oder autoritär" sowie "demokratisch oder kooperativ". Der „Laissez-Faire-Stil“ kam hinzu, als eine Führungsperson die Kontrolle über ihr Team verlor und die Verantwortung an die Arbeitsgruppe delegierte.
Moderne Führungsstile: Aufgabenorientierung und Zielvereinbarungen
Als moderne Alternativen zu Führungsstilen, die die Führungsperson in den Mittelpunkt stellen, gelten vor allem die transaktionale und die transformationale Führung.
8. Transaktionaler Führungsstil
Zielvereinbarungen prägen den Austausch zwischen Führungskraft und Mitarbeitenden bei der transaktionalen Führung. Lob und Incentives, aber auch Sanktionen bei Nicht-Erreichen des Ziels sind typische Reaktionen der Führungskraft.
9. Transformationaler Führungsstil
Die Weiterentwicklung der transaktionalen Führung ist der transformationale Führungsstil. Diese Führung ist stark mitarbeiterorientiert. Nicht die Zielvereinbarung, sondern das gegenseitige Vertrauen zwischen Führungskraft und Team ist hier das Wichtigste.
Mitarbeitende werden konsequent ihren Fähigkeiten und Bedürfnissen entsprechend eingesetzt. Das verspricht Motivation und Loyalität. Nachteilig ist, dass dieser Führungsstil recht hohe Anforderungen an die Sozialkompetenz der Führungsperson stellt.
Führungsstile: Vor- und Nachteile
Unterschiedliche Führungsstile bringen verschiedene Vor- und Nachteile mit sich. Die meisten bewegen sich im Spannungsfeld zwischen Autorität und Kontrolle "von oben" auf der einen Seite, und Selbstverantwortung und Selbstorganisation von Mitarbeitenden auf der anderen.
Die Analyse, welcher Stil einen positiven oder negativen Einfluss auf Ihr Unternehmen und seine Mitarbeitenden hat, lohnt sich aber in jedem Fall. Das Ziel ist es, einen Führungsstil zu etablieren, der für Führungspersonen und Mitarbeitende gleichermaßen die meisten Vorteile hat.
Darüber hinaus ist, je nach Situation, Flexibilität im Führungsverhalten von Vorteil. Bekanntermaßen erfordern besondere Situationen auch besondere Maßnahmen.
Fazit: Den einen, immer richtigen Führungsstil gibt es nicht
Von der strengen Hierarchie bis zum modernen transformationalen Führungsstil kann alles funktionieren. Wenn Sie selbst sich über Ihren eigenen Führungsstil und ihr Team Gedanken machen, fragen Sie sich, wo Sie sich derzeit befinden und wo Sie in Zukunft hinmöchten. Mit dem Wissen um die Auswirkungen verschiedener Führungsstile ist es Ihnen möglich, einen eigenen Stil zu entwickeln, der das Beste aus allen Möglichkeiten so vereint, dass es optimal zu Ihnen und Ihrem Team passt.