Auf dem Weg zur Existenzgründung ist die Frage nach dem richtigen Investor von entscheidender Bedeutung. Denn Startups profitieren nicht nur vom finanziellen Kapital, sondern auch vom intellektuellen Kapital. An dieser Stelle werden Inkubatoren und Acceleratoren interessant.
Wo der Unterschied zwischen den beiden Modellen liegt, was sie mit sich bringen und welche Möglichkeiten es für deutsche Startups gibt, erfahren Sie in diesem Artikel.
Was sind Inkubatoren?
Als Inkubatoren (etwa: Brutkästen oder Brutschrank) werden Investoreneinrichtungen bezeichnet, die Unternehmen sowohl finanziell als auch mit Know-how unterstützen. Inkubatoren übernehmen metaphorisch die Aufgabe eines Brutkastens. Sie begleiten Startups in der Anfangsphase, damit die Geschäftsidee zu einem erfolgreichen Unternehmen gedeiht.
Was sind Acceleratoren?
Acceleratoren agieren als Beschleuniger, um Startups durch finanzielle Mittel und Coachings im Entwicklungsprozess voranzutreiben. Mithilfe eines Accelerator-Programms werden junge Unternehmen dabei unterstützt, ein marktreifes Produkt zu entwickeln und schließlich erfolgreich am Wettbewerbsmarkt zu agieren.
Inkubatoren vs. Acceleratoren: Wo liegt der Unterschied?
Inkubatoren und Acceleratoren werden häufig in einem Atemzug genannt. Bei näherer Betrachtung der Definition wird deutlich, warum: Die beiden Finanzierungsmethoden unterscheiden sich hauptsächlich im Detail.
Die Aktivitäten eines Inkubators setzen bereits in den Anfangsstadien der Existenzgründung an. Sie investieren Beträge in sechsstelliger Höhe (oder mehr) und stellen darüber hinaus Infrastrukturen und Coachings zur Verfügung. Sie helfen jungen Unternehmen dabei, den Businessplan zu verbessern, verlangen dafür jedoch oft auch hohe Firmenanteile.
Acceleratoren im Gegenzug investieren oft erst in der Wachstumsphase. Die Kapitalbeträge sind geringer und gehen mit einem speziellen Bootcamp einher. Im Bootcamp sollen die Geschäftsideen konkretisiert und optimiert werden, damit das Wachstum weiter beschleunigt werden kann. Im Unterschied zum Inkubator sind die Coachings oft auf einen fixen Zeitraum begrenzt.
Inkubatoren in Deutschland: Übersicht der wichtigsten Inkubatoren
Die Landschaft der Inkubatoren in Deutschland ist stetig gewachsen. Für einen besseren Überblick finden Sie nachfolgend die fünf wichtigsten Inkubator-Programme:
1. 1st Mover
Die Einrichtung 1st Mover Management GmbH ist ein Inkubator, der sich hauptsächlich auf digitale Geschäftsideen fokussiert. Dazu gehören vor allem B2B-Unternehmen, die sich mit Technologien wie Internet-of-Things (IOT), Big Data, künstliche Intelligenz, Cloud-Plattformen oder Roboter fokussieren. Darüber hinaus ist 1st Mover auch für Unternehmen, deren Geschäftsmodell sich mit erneuerbaren Energien oder Hightech befasst, interessant. Der zukunftsorientierte Inkubator bietet Programme mit verschiedenen Partnern an, unterstützt bei der Investorensuche und gibt strategisches Mentoring.
2. Greenhouse Innovation Lab
Der Inkubator Greenhouse hat es sich zum Ziel gesetzt, Ideen für die Medienwelt von morgen voranzutreiben. Die zu Gruner + Jahr und RTL Deutschland gehörende Einrichtung unterstützt Gründerteams von der Recherche bis hin zur Implementierung von Business-Ideen. Dabei setzt Greenhouse vor allem auf innovative Projektmanagement-Methoden wie Agile Development, Lean Startup und Design Thinking.
3. hub:raum
Große Finanzspritzen erwarten Unternehmen beim Inkubator hub:raum. Die zur Telekom gehörende Einrichtung fokussiert sich dabei hauptsächlich auf technische Startups in den Bereichen AI, IOT und 5G. Programme werden nicht selten zusammen mit namhaften Tech-Konzernen wie Apple oder Microsoft realisiert. Neben der finanziellen Unterstützung bietet hub:raum somit auch Infrastruktur, Coachings sowie Zugang zu Deutsche Telekom-Dienstleistungen und Daten.
4. Main Incubator
Ebenfalls von großer Bedeutung für technische Startups ist die Tochter Main Incubator der Commerzbank. Der Inkubator fördert Unternehmen bereits in sehr frühen Phasen, unter der Voraussetzung, dass sie in den Bereichen FinTech, B2B Enterprise, PropTech, Cybersecurity, Nachhaltigkeit oder Datenanalyse aktiv sind. Main Incubator investiert ausschließlich in Europa und bietet hohe Investitionssummen.
5. Innowerft
Neulinge im B2B möchte auch der Inkubator Innowerft unterstützen. Die Einrichtung bezeichnet sich selbst als Company Builder. Die Abgrenzung zum Inkubator liegt jedoch – ähnlich wie beim Accelerator – im Detail. Innowerft bietet Startups ebenso ein Netzwerk aus Coaches, Investoren und potenziellen Kundinnen.
Die wichtigsten deutschen Acceleratoren-Programme
Ähnlich umfangreich wie die Inkubatoren-Landschaft sind die Acceleratoren-Programme in Deutschland. Nachfolgend finden Sie deshalb eine Liste der fünf interessantesten BootCamps für die Gründungsphase:
1. German Accelerator Tech
In mehr als 500 Unternehmen hat German Accelerator bereits investiert. Durch die internationale Aufstellung des Accelerators profitieren Startups von Kontakten, Programmen und Büroräumen auf der ganzen Welt. Die BootCamps dauern in der Regel zwischen drei bis sechs Monaten. Fokussiert hat sich German Accelerator dabei vor allem auf informations- und kommunikationstechnische Existenzgründungen.
2. Google for Startups Accelerator
Der Internetriese Google unterstützt junge Unternehmen in der Wachstumsphase ebenfalls mit spannenden Accelerator-Programmen. Die Programme gehen in der Regel drei Monate und sind jeweils auf bestimmte Branchen fokussiert.
3. DB mindbox
DB mindbox ist ein Accelerator-Programm der Deutschen Bahn. Die Einrichtung testet, entwickelt und evaluiert Geschäftsideen gemeinsam mit jungen Unternehmen. Dabei bietet DB mindbox die Möglichkeit, Produkte anhand der realen DB-Datenbank und -Umgebung zu testen.
4. Microsoft for Startups
Nicht nur Google, sondern auch Microsoft bietet Existenzgründern die Möglichkeit, an einem Accelerator-Programm teilzunehmen. Microsoft for Startups stellt jungen Unternehmen bei der Entwicklung ihrer Idee 350.000 Dollar Guthaben für Azure, GitHub und Microsoft 365 zur Verfügung. Der Fokus liegt daher ganz klar auf innovativen Software-Unternehmen.
5. SevenAccelerator
SevenAccelerator gehört zu der ProSiebenSat.1-Gruppe und investiert in Startups aus vielen Bereichen – vor allem jedoch in B2C-Unternehmen aus der TV- und Digital-Branche. SevenAccelerator bietet dafür 360° geballte Medienpower, ein starkes Netzwerk, lange Industrieerfahrung und eine Partnerschaft, die langfristig angelegt ist.
Wie qualifizieren sich Startups für Inkubatoren und / oder Accelorators?
Startups, die sich für Inkubatoren oder Accelerators qualifizieren möchten, müssen bestimmte Kriterien erfüllen, um Zugang zu diesen Programmen zu erhalten. Wir haben aufgelistet, was junge Unternehmen jeweils mitbringen sollten.
So qualifizieren sich Startups für Inkubatoren
Inkubatoren richten sich in der Regel an Startups in der Frühphase, oft noch in der Ideenfindung oder Produktentwicklung. Um sich für ein Inkubatorprogramm zu qualifizieren, müssen Gründer in erster Linie eine innovative Geschäftsidee vorweisen, die das Potenzial hat, eine Marktlücke zu schließen oder eine bestehende Branche zu revolutionieren.
Hier sind die wichtigsten Faktoren:
- Innovative Idee: Inkubatoren suchen nach Geschäftsideen mit hohem Innovationsgrad, die neue Lösungen für bestehende Probleme bieten.
- Frühes Entwicklungsstadium: Startups sollten sich noch in einer sehr frühen Phase befinden, oft ohne ein fertiges Produkt. Der Fokus liegt auf der Konzeptentwicklung und der Validierung der Geschäftsidee.
- Motiviertes Gründerteam: Inkubatoren legen großen Wert auf das Engagement und die Fähigkeiten des Gründerteams. Ein motiviertes und gut ausgebildetes Team kann entscheidend für den Erfolg des Programms sein.
- Marktforschung und Potenzial: Auch wenn das Produkt noch nicht entwickelt ist, erwarten viele Inkubatoren zumindest eine grundlegende Analyse des Zielmarktes und Hinweise darauf, dass das Startup skalierbar ist.
- Flexibilität und Lernbereitschaft: Gründer, die bereit sind, ihr Geschäftsmodell anzupassen und aus dem Feedback der Mentoren zu lernen, haben höhere Chancen, akzeptiert zu werden.
So qualifizieren sich Startups für Accelerators
Accelerators haben im Gegensatz zu Inkubatoren einen stärkeren Fokus auf Wachstum und Marktdurchdringung. Sie richten sich an Startups, die bereits ein fertiges Produkt haben oder zumindest kurz davorstehen, dieses auf den Markt zu bringen.
Die Qualifikationskriterien sind daher etwas spezifischer:
- Reifes Geschäftsmodell: Startups, die sich für Accelerators bewerben, sollten ein validiertes Geschäftsmodell und oft schon erste Kunden oder Nutzer haben. Das Ziel ist es, das Wachstum und die Skalierung zu beschleunigen.
- Skalierbares Produkt: Das Produkt muss skalierbar sein und das Potenzial haben, auf größeren Märkten zu expandieren. Accelerator-Programme investieren ihre Ressourcen oft in Startups, die schnell wachsen und größere Marktanteile erobern können.
- Traction und Nachweise: Startups sollten bereits Traction, also erste Erfolge oder Umsätze, vorweisen können. Dies zeigt den Accelerators, dass das Geschäftsmodell funktioniert und nur noch Unterstützung bei der Skalierung benötigt wird.
- Starkes Gründerteam: Da Accelerators oft auf einen intensiven, aber kurzen Zeitraum ausgelegt sind, ist ein starkes, kompetentes Gründerteam unerlässlich. Die Fähigkeit, unter Druck zu arbeiten und schnelle Entscheidungen zu treffen, ist von großer Bedeutung.
- Finanzierungsmöglichkeiten: Viele Accelerators bieten Startups Seed-Finanzierungen oder Zugang zu Investoren. Startups sollten daher bereit sein, Anteile ihres Unternehmens abzugeben oder andere finanzielle Konditionen zu akzeptieren.
Gemeinsame Voraussetzungen
Beide Programme suchen nach innovativen und skalierbaren Geschäftsideen, die langfristig Erfolg haben können. Ein starkes Team, das Engagement zeigt und bereit ist, das Programm intensiv zu nutzen, ist ebenso wichtig. Unabhängig davon, ob es sich um einen Inkubator oder Accelerator handelt, müssen Startups ihre Idee überzeugend präsentieren und das Potenzial zeigen, aus den angebotenen Ressourcen maximalen Nutzen zu ziehen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Qualifikation für Inkubatoren oder Accelerators von der Phase des Startups, der Qualität der Geschäftsidee, der Bereitschaft zur Zusammenarbeit und den unternehmerischen Fähigkeiten der Gründer abhängt. Ein starkes Netzwerk und die Unterstützung durch erfahrene Mentoren können zudem den Weg zum Erfolg ebnen.
Fazit: Inkubator und Accelerator sind weit mehr als nur Investoren
Inkubatoren und Acceleratoren haben es sich zum Ziel gesetzt, junge Startups nicht nur finanziell unter die Arme zu greifen, sondern Gründer und Gründerinnen auch durch ihre Expertise zu unterstützen. Für deutsche Unternehmen stehen unzählige Programme zur Verfügung, die beim Wachstum helfen können.