Die Idee steht, doch das Kapital fehlt: Startups müssen sich zu Beginn der Gründungsphase mit möglichen Finanzierungsformen befassen, um den Schritt von der Idee zur tatsächlichen Gründung zu meistern. Während Investoren Sicherheit bieten, machen sich junge Unternehmen gleichzeitig häufig abhängig von ihnen. Das ist beim Bootstrapping anders.
Woher die finanziellen Mittel beim Bootstrapping kommen, mit welchen Grundsätzen die Methode einhergeht und welche weiteren Vorteile sie Gründern und Gründerinnen bietet, erfahren Sie in diesem Artikel.
Was ist Bootstrapping?
Bootstrapping bezeichnet eine Art der Finanzierung, bei der junge Unternehmen auf Fremdkapital durch Investoren verzichten. Erreicht werden kann diese Methode nur, indem die Einnahmen des Unternehmens vergrößert und Ausgaben gleichzeitig vermieden werden. Umso schneller Unternehmen den Break-Even-Point erreichen, umso gesicherter ist die Finanzierung durch Bootstrapping.
Bootstrap-Methode erklärt: Definition und Herkunft
Auf der Suche nach Kapital für eine innovative Geschäftsidee stoßen Startups unweigerlich auf den Begriff Bootstrapping. Während die Methode für einige Unternehmen die erklärte Wahl ist, bleibt den anderen nichts übrig, als auf die Eigenfinanzierung zu setzen. Finden junge Unternehmerinnen und Unternehmen keinen passenden Investor, müssen sie sich selbst finanzieren und Ressourcen aus eigener Kraft bündeln.
Abgeleitet ist der Begriff Bootstrapping vom englischen Wort Bootstrap (deutsch: Stiefelriemen oder Stiefelschlaufe). Zurückzuführen ist die Methode auf die Baron-Münchhausen-Erzählung, in der sich der Baron aus einem Sumpf befreite, in dem er sich selbst an den Haaren herauszog. Die Geschichte hat selbstverständlich metaphorischen Charakter.
Dennoch: Beim Bootstrapping verzichten Startups auf externes Kapital und finanzieren sich bei der Existenzgründung eigenständig.
Bootstrap-Beispiele für mögliche Geldquellen
Wo das Geld herkommt, wenn ein externer Investor ins Boot geholt wird, ist offensichtlich. Doch woher stammen die Gelder beim Bootstrapping? Privatvermögen der Gründerinnen und Gründer selbst ist sicherlich eine naheliegende Kapitalquelle, doch sie ist bei weitem nicht die einzige. Nicht selten wird Bootstrapping von erfahrenen Gründern und Gründerinnen angewandt, die bereits Geld aus einer vorherigen Geschäftsidee sparen konnten. Darüber hinaus stammen die Finanzspritzen jedoch auch von:
Freunden, Bekannten und Familie
staatlichen und öffentlichen Fördermitteln
kleineren Bankkrediten
steuerlichen Vorteilen
Warum Bootstrapping? Die wichtigsten Vorteile
Auf den ersten Blick scheint Bootstrapping vielleicht mühselig und mit vielen Risiken behaftet. Denn der Sprung auf den Wettbewerbsmarkt ist mit vielen Kosten verbunden, die Existenzgründer und -gründerinnen in diesem Fall allein tragen müssen.
Doch auf der anderen Seite machen sich junge Unternehmen nicht abhängig von Geldgebern, erzielen idealerweise schnell deckende Einnahmen und lernen mit begrenzten Mitteln zu wirtschaften.
Doch nicht nur die Erfahrung, die Startups beim Bootstrapping machen, ist ein enormer Vorteil, sondern auch die Unabhängigkeit. Je nach Art des Investors sind junge Gründerinnen und Gründer in ihrem Handeln beschränkt. Verkaufte Firmenanteile, bei denen Investorinnen und Investoren Mitspracherecht bekommen, machen vielen Startups das Leben schwer. Beim Bootstrapping hingegen können Visionen frei und ohne jegliche Abhängigkeit verfolgt werden.
Ist das Unternehmen zukünftig doch einmal auf externe Finanzierung angewiesen, dann verschafft ihnen Bootstrapping auch hier einen entscheidenden Vorteil. Investoren und Investorinnen werden nämlich mit hoher Wahrscheinlichkeit von der Eigenfinanzierung beeindruckt und somit gewillter sein, in Sie zu investieren.
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Bootstrapping: Statistik und Grundsätze
Statistiken wie der KfW-Gründungsmonitor zeigen, dass die Bootstrapping-Methode bei der Unternehmensgründung stetig an Bedeutung zunimmt. Der Teil der Gründerinnen und Gründer, die sich allein aus Eigenmitteln finanzieren, ist in den letzten Jahren erheblich gestiegen. Im Jahr 2020 waren es sogar über die Hälfte aller Neugründungen (56 %), die ausschließlich Eigenmittel nutzten.
Doch ob und wie Unternehmen mit der Methode erfolgreich sind, hängt von vielfältigen Faktoren ab. Der Entrepreneurship-Forscher Bhidè hat daher sieben Grundsätze des Bootstrappings formuliert, die Unternehmen bei der Eigenfinanzierung verfolgen sollten.
Beginnen Sie so schnell wie möglich mit dem operativen Geschäft.
Erzielen Sie so schnell wie möglich einen positiven Cashflow und arbeiten Sie zielgerichtet auf den Break-Even-Point hin.
Verkaufen Sie qualitativ höherwertige Produkte als der Wettbewerb.
Begrenzen Sie personelle Ressourcen und arbeiten Sie mit Teammitgliedern, die das Mindset eines Startups teilen.
Seien Sie bedacht und effizient im Umgang mit den begrenzten Mitteln.
Fokussieren Sie sich auf die Liquidität Ihres Unternehmens.
Halten Sie weiterhin Kontakt zu Banken, um spätere Kredite nicht auszuschließen.
Warum Sie schnell den Break-Even-Point erreichen
Bootstrapper müssen von Natur aus eine gewisse Risikobereitschaft mit sich bringen. Denn knappe Ressourcen und ein hoher Leistungsdruck gehen mit der Finanzierung aus eigenen Mitteln einher.
Die ersten beiden Grundsätze fürs Bootstrapping sind die Grundvoraussetzung dafür, dass junge Unternehmen Einnahmen erzielen und schließlich gewinnorientiert wirtschaften. Je früher mit dem operativen Geschäft begonnen wird, desto schneller können Startups Verkäufe generieren und Umsätze verzeichnen. Das Erreichen der Gewinnschwelle (Break-Even-Point) bezeichnet den Zeitpunkt, ab dem sich Einnahmen und Ausgaben decken.
Sobald dieser Punkt erreicht ist, erwirtschaften Unternehmen Gewinne, die in neue Prozesse und Optimierungen investiert werden können. Genau deshalb ist der Break-Even-Point beim Bootstrapping ein wichtiger Wendepunkt der Gründungsphase.
Fazit: Aus eigener Kraft zum Erfolg mit Bootstrapping
Bei der Bootstrapping-Methode finanzieren sich Startups ganz allein aus eigenen Mitteln. Der große Vorteil, den die Finanzierungsmethode bietet, ist die Unabhängigkeit von externen Investoren. Doch damit steigt auch das Risiko. Umso wichtiger ist es für Unternehmen in dieser Situation, schnell Umsätze zu erwirtschaften und die Gewinnschwelle zu erreichen.